Interview mit König Matthias und Königin Tina Kalthöner
Vor fast genau einem Jahr gelang Matthias Kalthöner der Königsschuss. Ralf Böhmer hat die amtierende Majestät und seine Königin Tina getroffen und zieht mit ihm Bilanz:
- Montag, 28.7.2014, 16 Uhr. Nach zähem Ringen über 4 Stunden fiel der Vogel. War das erste Gefühl Erleichterung?
Matthias Kalthöner: Ich habe den auseinander brechenden Vogel noch genau vor Augen. Es hat schon einen Moment gedauert, bis ich realisiert hatte, dass es geschafft war. Und es war umwerfend zu wissen, dass es tatsächlich einer von uns geworden war. Aber irgendwie war ich auch ein bisschen froh, dass es vorbei war. Als ich dann auf den Schultern meiner Mitstreiter saß, hab ich erstmal meine Königin gesucht. Die hatte mir wenige Minuten vorher noch zugerufen: „Jetzt hol das Ding endlich runter“. Da musste es ja klappen..
- Die obligatorische Feier im Vorzelt und der Tanz auf der Theke fielen bei euch wegen der kurz bevorstehenden Krönung etwas kürzer aus. Ist die Erinnerung deshalb eine weniger schöne?
Matthias Kalthöner: Ich glaube keiner von uns hat das als kurz empfunden. Das war unglaublich schön. Quasi auf dem Weg ins Zelt hatten wir die Unterbringung unserer Kinder geklärt. Und dann war ich emotional irgendwie ausgeklinkt. Diese Freude, die wir gespürt haben und die uns entgegen schlug war unbeschreiblich.
- Warum träumt man(n) davon, König der Bürgerschützen zu werden? Und: seit wann?
Matthias Kalthöner: Vor sieben Jahren haben wir uns als Aspiratentruppe gefunden. Ich selbst habe mich anfangs eher als Thronherren gesehen, denn als künftige Majestät. Das hat sich mit den Jahren aber geändert. Insgesamt war das aber nie der Traum eines Einzelnen. Wir wollten immer das Wir, immer das gemeinsame Erleben. Und retrospektiv betrachtet war das ziemlich gut!
- War das für König und Königin ein gemeinsamer Traum?
Tina Kalthöner: (schüttelt den Kopf) Das war sicherlich weniger der Traum der Königin als des Königs – allein schon wegen der Organisation rund um unsere ja noch recht kleinen Kinder. Aber schlussendlich macht es mir nicht weniger Spaß als dem König.
- Und wann kamen deine Mitstreiter, die ja wohl alle den gleichen Traum hatten, ins Spiel?
Matthias Kalthöner: (schmunzelt) Eigentlich sind ja die Frauen schuld. Denn deren frühere Tanzgruppe, die „Flying Frogs“, ist das verbindende Element. Und eine kleine Thronschmiede. Denn bis auf 2 Paare waren alle ehemaligen „Flying Frogs“ schon einmal auf dem Thron. Wie gesagt: Vor sieben Jahren haben wir den Entschluss gefasst, immer zusammen gefeiert, wehmütig beim Schießen zugeschaut und zweimal scharf mit geschossen. Beim dritten Anlauf hat‘s dann geklappt.
- Die Moderation des Königsschießens hat sich etabliert. Wie habt ihr die Stimmung rund um die Vogelstange wahrgenommen?
Matthias Kalthöner: Fritz Gembries und Stefan Altefrohne hatten ja wegen der außergewöhnlichen Dauer des Schießens eine wahre Herkulesaufgabe zu bewältigen. Wir waren jedenfalls sehr fokussiert, haben untereinander viel gesprochen – auch mit den anderen Aspiranten. Da gab es kaum Rivalität, sondern vielmehr gemeinsame Freude.
- Dem Königsschuss folgt traditionell der „Tanz auf der Theke“. Dann geht es weiter mit Thronbesprechung, Krönung, Parade, Polonaise, Eröffnungstanz, Gratulationen – parallel dazu das Unwetter, das in Münster verheerende Schäden angerichtet hat: Was bleibt von einem solchen Tag hängen?
Matthias Kalthöner: Da bleiben ganz viele Höhepunkte hängen. Das war wie im Film. Wir haben keine Sekunde nachgedacht, sondern uns einfach nur treiben lassen und genossen. Das Adrenalin des Königsschusses trägt einen durch diese Nacht. Und wir haben vermutlich die ganze Zeit nur gestrahlt.
- Wie waren die Reaktionen in der Familie?
Matthias Kalthöner: Meine Eltern waren natürlich Feuer und Flamme. Die sind auf jedem Schützenfest mit dabei – auch wenn sie inzwischen in Sassenberg wohnen. Dass alle Eltern unserer Thronpaare am Montagabend gemeinsam gefeiert haben, das hat uns ganz besonders gefreut.
- Ein Königspaar ohne Throngesellschaft wäre ….?
Tina Kalthöner: … kein Königspaar! Wir würden uns ein wenig verloren vorkommen. Denn das, was wir in diesem Jahr erleben, funktioniert nur als Team. Wie gesagt: Wir wollten immer das Wir!
- „Trägt“ die Schützenbegeisterung ein Königspaar auch durch den Alltag?
Tina Kalthöner: Königspaar ist man auch im Alltag, schließlich wird man auch beim Einkaufen schon einmal als „Majestät“ angesprochen. Und trotz allem Stress und notweniger familiärer Organisation überwiegt doch immer die Vorfreude. Denn unter dem Strich gehen wir in diesem Jahr öfter gemeinsam los und haben mehr Zeit füreinander.
- Was waren die schönsten und prägendsten Momente in eurem Königsjahr?
Tina Kalthöner: Eigentlich die Vielzahl an großen und kleinen Momenten – jeder mit seinem eigenen Reiz. Zum Beispiel das Abholen vor dem Königsball, als plötzlich unserere ganze Straße grün-weiß war, der Königsball selbst oder auch unsere Besuche bei den Hoetmarer Schützen.
Matthias Kalthöner: Für den König ist natürlich die Krönung etwas ganz besonderes. Aber auch die privaten Treffen mit dem gesamten Thron. Insgesamt können wir sagen, dass wir keinen einzigen Moment bereut haben.
- Du bist als Schütze ein „Spätberufener“ und hast die Jungschützenzeit nicht aktiv erlebt. Hast du das schon einmal bereut?
Matthias Kalthöner: Auf jeden Fall. Ich bin mit dem Schützenfest groß geworden, da mein Vater lange Ehrengardist war. Mitglied geworden bin ich aber erst recht spät, da mir mit 18 Jahren die Clique fehlte, die mitgezogen hätte. Spätestens seit dem Königsjahr weiß ich, was ich damals verpasst habe. Aber ich habe dem Kommandeur der Jungschützen versprochen, unsere Söhne zu überzeugen, nicht so lange zu warten.
- Und jetzt folgt die Werbung: Warum lohnt es sich, in Freckenhorst König und Königin der Bürgerschützen zu werden?
Matthias Kalthöner: Weil man Sachen erlebt, die man sonst nicht erlebt. Weil man Menschen kennenlernt, die man sonst nicht wahrgenommen hätte. Weil man unglaublich viel erlebt und ebenso viel genießen kann in diesem einen Jahr.
- Nun hast du als König auch 1 Jahr lang die Arbeit im Vorstand miterleben dürfen. Welche Eindrücke nimmst du aus dieser Zeit mit?
Matthias Kalthöner: Das war schon spannend zu sehen, wie viel Zeit dort investiert wird, um anderen das Feiern zu ermöglichen. Und ich war überrascht, wie professionell und diszipliniert, aber trotzdem kontrovers dort gearbeitet wird.
- Gibt es etwas, das ihr den Aspiranten für den Königsschuss 2014 mit auf den Weg geben wollt?
Matthias Kalthöner: Hingehen, nicht reinreden lassen, genießen. Manchmal muss man im Leben Dinge tun, die Spaß machen. Und das ist hier definitiv der Fall.
- „Euer“ Schützenfest ist nicht mehr weit weg. Was überwiegt aktuell: Aufregung oder Vorfreude?
Matthias Kalthöner: Ganz klar die Vorfreude!