Als jüngstes Königspaar der letzten Jahre regieren Sie aktuell die Bürgerschützen: König Thorsten Schulze Niehues und Königin Natalie Wessel-Terharn. Im Interview mit dem stv. Geschäftsführer Ralf Böhmer geben sie einen Einblick in die Gefühlswelt eines Schützenkönigspaars und erklären, warum sie die gemeinsame Entscheidung zum Königsschuss noch keine Sekunde bereut haben.

 

Ihr habt euer Thronjahr unter das Motto gestellt „Das Leben ist zu kurz für irgendwann – machen wir es jetzt“. Wie kam es dazu?

König Thorsten Schulze Niehues: Wir hatten uns 3 Wochen vor dem letzten Schützenfest eigentlich mit allen Paaren bereits darauf verständigt, 2017 nicht mitzuschießen. Als das Königsschießen dann in die heiße Phase ging, kamen wir in dem gleichen Kreis zu der Erkenntnis, dass es den perfekten Augenblick nicht geben wird. Auch nicht für den Königsschuss. Worauf also sollten wir warten? Aus dieser Erkenntnis wurde Euphorie – und letztlich waren dann alle dafür. Auch unsere Partnerinnen.

 

Ist das auch ein Apell an mögliche Aspiranten, nicht zu zaudern, sondern zuzugreifen?

Natalie Wessel-Terharn: Auf jeden Fall. Denn wenn man wartet, kommt doch immer irgendwas dazwischen. Wir sind alle in einer Lebensphase, in der berufliche Belange wichtiger werden, in der Heirat und Familiengründung anstehen. Wir beide werden zum Beispiel in wenigen Wochen vorübergehend nach Süddeutschland ziehen. Und damit ist klar: Hätten wir es im letzten Jahr nicht gewagt, wäre es für längere Zeit ein Traum geblieben.

 

Jetzt seid ihr beruflich viel unterwegs. Wie passt das zu dem zeitlichen Aufwand, den die Königswürde vermeintlich erfordert?

Thorsten Schulze Niehues: Der Aufwand ist im Königsjahr wirklich zweitrangig – egal, ob es um Zeit oder Geld geht. Dieses Jahr hat uns bislang schon so unglaublich viele schöne Erlebnisse beschert, dass die Frage des zeitlichen Aufwands und der Kosten sich kaum stellt. Wir haben unfassbar viele Menschen neu oder anders kennengelernt, so viel Begeisterung erlebt und Wertschätzung erfahren – das ist einfach unbezahlbar.

Natalie Wessel-Terharn: Wir sind beide engagierte und begeisterte Vereinsmitglieder. Und da bringt die Königswürde gar nicht so viele Termine mehr mit sich. Außerdem konnten und können wir ja im Einzelfall entscheiden, welche Termine wir tatsächlich wahrnehmen – und hier will der Vorstand ja auch bewusst vermeintliche Pflichtveranstaltungen weiter reduzieren. Unabhängig davon haben wir Ereignisse genossen, die wir so zuvor nicht kannten. Zum Beispiel den Winterball der Hoetmarer Schützen oder auch den Ausflug der Könige. Und, dass der Schützenverein auch auf dem Weihnachtsmarkt präsent ist, fanden wir ebenfalls toll.

 

Warum lohnt es sich (darüber hinaus), König und Königin der Bürgerschützen zu werden?

Natalie Wessel-Terharn: Das Gefühl ist so unbeschreiblich schön und unvergleichbar mit allem, was wir bislang erlebt haben. Am Morgen nach dem Schützenfest und auch nach unserem bombastischen Königsball mussten wir alle uns gegenseitig kneifen, um zu realisieren, dass wir das wirklich erlebt hatten. So sind wir auch als Thron noch enger zusammen gewachsen.

Thorsten Schulze Niehues: Neben dem tollen und intensiven Feiern mit unglaublich schönen Begegnungen ist es aber auch etwas Besonderes, derart im Mittelpunkt zu stehen. Da wird man auch außerhalb der Schützentermine schon mal beim Einkaufen mit „Majestät“ angesprochen.

 

Drehen wir die Uhr zurück: Es ist Montag, der 26. Juli 2017, 14:19 Uhr. Der Vogel fällt. Wie war eure Gefühlslage? Woran erinnert ihr euch?

Thorsten Schulze Niehues: Kurz vorher war ich so aufgeregt wie noch nie zuvor in meinem Leben. Diese Anspannung kannte ich nicht einmal von meinen Studienprüfungen. Als der Vogel dann ausgerechnet bei mir fiel, war das ein unbeschreibliches Gefühl von Glück und Fassungslosigkeit. Ich hatte es nie geschafft, König der Jungschützen zu werden. Und dann gelingt es mir als Jungschütze, den „großen“ Vogel abzuschießen. Erst viel später ist mir klar geworden, dass ich – bei aller Schützentradition in der Familie – der erste Schulze Niehues bin, der die Königskette trägt.

Natalie Wessel-Terharn: Ich war nach dem Königsschuss so außer Fassung, dass ich vergessen habe, das Handyvideo zu stoppen, das ich vom Schießen gemacht habe. Das lief in meiner Handtasche einfach weiter. So haben wir eine tolle Tonaufnahme von der anschließenden Feier. Ich kann mich noch erinnern, dass wir uns immer wieder gegenseitig gesagt haben: „Wir sind jetzt König und Königin“.

 

Wie lange hast du den Traum des Königwerdens schon geträumt? Und: Ab wann war das ein gemeinsamer Traum?

Thorsten Schulze Niehues: Wir haben im Kreis der Thronherren 2010 auf dem Schützenfest beschlossen: Irgendwann machen wir das auch. Dieses Irgendwann sollte zunächst 2017 sein, bevor wir das Vorhaben dann eigentlich verschoben hatten. Bis zu der Erkenntnis, dass es den perfekten Augenblick nicht geben wird.

Natalie Wessel-Terharn: Ich liebe dieses Schützenfest über alles und es war nie eine Frage, ob ich das mitmache. Ganz im Gegenteil. Ich habe Thorsten auch schon einmal gesagt: Wenn du das nicht machst, mache ich es.

 

Was wäre ein Königspaar ohne Throngesellschaft?

Natalie Wessel-Terharn: Nicht die Hälfte wert. Wir sind so dankbar für diese Freunde. Die nehmen uns ganz viel Organisation ab, denn wir vereinen so viele Fähigkeiten in dem Thron, haben die gleiche Mentalität, können alle gut feiern und haben gerne gemeinsam Spaß.

Thorsten Schulze Niehues: Darum war es mir auch wichtig, auf dem Königsball diese tolle Throngesellschaft in den Mittelpunkt zu rücken. Das ist die Basis für ein gutes Königsjahr.

 

Wie hast du als Aspirant die Stimmung rund um die Vogelstange wahrgenommen?

Thorsten Schulze Niehues: Wir waren ja irgendwie auf den eigenen Wettbewerb fokussiert. Aber diese elektrisierte Stimmung, dieses unglaubliche Mitfiebern bei den Zuschauern und auch die fantastische Moderation haben uns alle gepusht. Wir hatten den Eindruck, dass es selten so voll war am Platz.

 

Nach dem Vogelschuss folgen die Feier auf der Theke, Thronbesprechung, Krönung, Parade und Festball? Was bleibt davon hängen?

Natalie Wessel-Terharn: Die Stunde nach dem Königsschuss ist schon unbeschreiblich. Wenn sich so viele Menschen gemeinsam mit einem freuen, dann sind das Momente, die man sein Leben lang nicht vergisst. Und wir fanden es unbeschreiblich schön, dass unser Haus schon geschmückt war, als wir kurze Zeit später nach Hause kamen.

Thorsten Schulze Niehues: Als wir dann bei der Krönung aufgerufen wurden, als dann Königskette und Königinnenkrone überreicht wurden, da war es für uns zum ersten Mal real. Und was dann abends im Zelt abging, das hätten wir uns nicht träumen lassen. (schmunzelnd) Da fühlt sich der König ein bisschen wie ein Popstar.

 

Was waren bislang die schönsten und prägendsten Momente eurer Regentschaft?

Thorsten Schulze Niehues: Ganz klar unser Königsball im April und der Festball am Schützenfest-Montag. Aber wir haben ja bislang auch erst ein paar Schützenfeststunden als Königspaar erlebt. Darum freuen wir uns jetzt bereits auf unsere 2. Halbzeit als Thron und die Extra-Runde mit der Kutsche durchs Dorf.

Natalie Wessel-Terharn: Unsere Throngesellschaft setzt sich ja aus Mitgliedern der Jungschützen, der Ehrengarde und der Formation der Damen zusammen, die in der Vergangenheit gerne mit dem Konkurrenzgedanken kokettiert haben. Der gemeinsame Auftritt aller 3 Formationen bei Königsball war – und da freuen wir uns sehr drüber – ein großer Schritt von der Rivalität zur Gemeinschaft.

 

Eine Frage an die nicht gebürtig aus Freckenhorst stammende Königin: Was macht Schützenwesen hier aus – oder vielleicht sogar besonders?

Natalie Wessel-Terharn: Der Freckenhorster Schützenverein macht viel für die Menschen hier im Ort, für jedes Alter und für jedes Geschlecht unabhängig von Berufstand oder gesellschaftlicher Stellung. Außerdem lernt man hier schnell viele neue Freunde kennen – und es macht einfach nur Spaß, hier Mitglied zu sein.

 

Der ganze Ort ist schon voller Vorfreude auf das große Fest. Worauf freut sich das Königspaar ganz besonders im Regentschaftsfinale?

Natalie Wessel-Terharn: Wir freuen uns auf die Vorfreude. Auf die vielen Begegnungen, auf den Fahnenschmuck, auf die Schützenfeststimmung. Und wir haben uns vorgenommen, so viele Gruppen zu besuchen, wie möglich, um uns und alle Freckenhorster auf das Fest einzustimmen. Und, um Danke zu sagen für ein unfassbar tolles Jahr. Denn dazu braucht es auch den Verein und die vielen Menschen, die dabei mitwirken.

Thorsten Schulze Niehues: Und ganz besonders freuen wir uns auf den Festball am Sonntagabend, unsere letzte richtige Feier als Königspaar und Throngesellschaft. Dann rocken wir das Zelt. Denn: Das Leben ist zu kurz für irgendwann…