„Er ist ein Musiker!“ Dieser erste Jubelgesang war vom gesamten Orchesterverein Freckenhorst bei dem traditionellen Thekentanz zu hören. Bejubelt wurden damit König Richard mit seiner Königin Sandra Uhkötter und die Throngesellschaft. Im Interview mit Yvonne Nüßing geben sie einen Einblick in die Gefühlswelt eines Königspaares, dass das Motto „Musik verbindet“ lebt.
Mit einem Augenzwinkern hast du in einem Interview 2019 mit der Musikerfamilie Uhkötter zu den Ambitionen auf die Königswürde gesagt: „Das weiß man nicht.. Vielleicht irgendwann, wenn’s passt“. Ihr habt bereits Dieter und Nicole Brüggemann als Thronpaar auf dem Hofstaat 2000/2001 begleitet. Wann kam der Wunsch auf als Gemeinschaft erneut auf den Vogel zu schießen?
König Richard: „Das hat sich über die Jahre entwickelt. Der Sparclub unserer Clique „Knall ihm einen“ gibt es seit mehr als 30 Jahren und nach dem grandiosen Thronjahr 2000/2001, in dem wir Männer alle 32/33 Jahre alt waren, war klar, dass wir es noch mindestens ein zweites Mal den Thron besteigen.“
Königin Sandra: „In dem Thronjahr bzw. kurz danach sind drei Kinder geboren und später noch mehr. Danach stand die Familie zunächst an erster Stelle und das zweite Thronjahr sollte erst nach einiger Zeit folgen.“
König Richard: „Aus meiner Sicht sollten auch 10 Jahre zu dem zweiten Thronjahr vergehen, damit nicht immer die gleichen Gesichter auf dem Thron sind. Spätestens seit 2018 war klar, dass wir nochmal angreifen wollen. Bei uns hat sich dann aufgrund von Corona das Schießen immer weiter verzögert. Richtig gesetzt, dass wir schießen, war es für 2022 auch nicht. Wir waren jedes Jahr zur Thronbesprechung in der Sektbar und die Zeichen waren auf grün.“
Was bedeutet diese Truppe für euch?
König Richard: „Der Freundeskreis besteht schon seit vielen Jahren. So ein Thronjahr intensiviert die Freundschaft, da man sich öfter sieht als sonst. Der Zusammenhalt des Throns ist besonders wichtig und dass man sich aufeinander verlassen und auch Aufgaben aufteilen kann, besonders bei nur vier Thronpaaren. Da alle aber unheimlich Bock auf Schützenfest und auch andere Feierlichkeiten haben, waren Terminfindungen oder Engagement nie ein Problem. Wichtig war uns allen auch, dass jeder die gleiche Chance hat auf den Vogel zu schießen und wir uns für jeden gleichermaßen freuen.“
Euer Motto zum Königsball war „Musik verbindet“. Was bedeutet dies Motto oder allgemein die Musk für euch?
König Richard: „Zur Musik bzw. zum Orchesterverein bin ich durch meinen Vater gekommen. Es fehlte eine Posaune im Verein und somit habe ich dann Posaune gelernt. Damals war ich 12 Jahre alt und einer der jüngsten. Heute zähle ich schon fast zu den ältesten aktiven Musikern im Verein. Musik verbindet Generationen – sowohl im Orchester- aber auch im Schützenverein. Das Schützenfest lebt von der Blasmusik. Die Bürgerschützen wissen, was sie von ihren drei Musikzügen haben. Es war ein imposantes Bild, als alle drei Musikvereine bei unserem Musikerabend gemeinsam musiziert haben und später auf der Tanzfläche zu Rock, Pop oder Schlager gemeinsam getanzt und gefeiert haben.
Drehen wir die Uhr zurück: Schützenfestmontag 2022, 14.18 Uhr. Wie war da die Gefühlslage?
Königin Sandra: „Zu Beginn hat es ja geregnet und es waren nicht viele Zuschauer da und man merkte das drückte die Stimmung ein wenig. Mit zunehmender Schießdauer wich der Regen, die Zuschauer kamen, Blasmusik und das Moderatorenteam verbreiteten gute Laune. Als dann das Gatter geschlossen wurde, kam irgendwann der Punkt, an dem ich dachte – Oh jetzt sind es ja nur noch die vier. Auf dem Thron sind wir auf jeden Fall, egal bei wem der Vogel fällt.“
König Richard: „Das Kribbeln und die Aufregung wuchsen dann bei dem Wechsel auf die Königskugel. Jetzt war klar, dass es nicht mehr lange dauern würde. Dieter stand direkt vor mir und schoss einen Teil vom Adler weg. Da dachte ich – Pech gehabt. Aber der Adler hielt. Bei meinem Schuss drehte sich der Adlerzum Schluss einmal kurz und fiel runter. Das war Freude pur!
Dem Königsschuss folgt traditionell der „Tanz auf der Theke“. Dann geht es weiter mit Thronbesprechung, Krönung, Parade, Polonaise, Eröffnungstanz, Gratulationen. Wie erlebt man so einen ereignisreichen Tag?
König Richard: „Wie ein Film.. Ehrlich gesagt das Schönste war direkt nach dem Schuss der Thekentanz. Man ist völlig unter Adrenalin und feiert da oben und vor allem wird man gefeiert. Das Vorzelt war prall gefüllt und alle freuten sich mit dir – das ist einfach ein wahnsinnig schönes Gefühl! Es ist toll, dass es von dem Tag so viele Fotos gibt, um diesen Tag nochmal Revue passieren zu lassen. Nach einigen Tagen in Ruhe wahrnehmen was um einen herum passiert ist, was man in dem Moment alles gar nicht wahrnehmen kann. Auch bei der Parade, was es für spontane Aktionen gab und die ganzen Gratulationen im Festzelt später. Das kann man in so kurzer Zeit nicht alles wirklich aufnehmen.
Was waren eure schönsten Momente im Königsjahr?
Königin Sandra: „Da eine echte Rangliste zu erstellen und DEN schönsten Moment zu beschreiben ist gar nicht möglich. Der Montag nach dem Königsschuss ist etwas ganz Besonderes, da die Emotionen und die Euphorie noch am stärksten sind. Natürlich sind Feste, wie Königsball und der Musikerabendbesondere Highlights, die uns unheimlich viel Spaß gemacht haben und Schützenfestfeeling aufkommen lassen. Aber auch die kleinen Begegnungen sind das, was ein Thronjahr ausmachen. Sei es mit alten Bekanntschaften, die man wieder aufleben lässt oder neue Personen, die man kennen lernt.“
König Richard: „Toll war auch das Wochenende in Berlin mit Thron und Orchesterverein. Außerdem hatten wir mit unseren Nachbarn aus Hoetmar sehr schöne Veranstaltungen –Egal ob Schützenfest, Winterball oder auch der Schnadgang. Es ist schön, dass man diese Freundschaft zu einem Verein so hält und das oft auch noch über das Thronjahr hinaus. Aber ein besonderes Highlight rausstellen zu können, ist bei so vielen schönen Momenten gar nicht möglich.“
Auf was freut ihr euch mit Blick auf das Regentschaftsfinale am meisten?
Königin Sandra: „Eigentlich freut man sich auf das ganze Wochenende. Uns wurde von vorherigen Throngesellschaften schon berichtet, wie grandios die Taufen der Formationen stattfinden, wo auch die Thronkinder mitwirken. Da sind wir besonders gespannt.
Natürlich wollen wir auch ein wenig Werbung machen: Warum lohnt es sich, in Freckenhorst König und Königin der Bürgerschützen zu werden?
König Richard: „In Freckenhorst wird der König gefeiert und das nicht nur für einen kurzen Moment, sondern wirklich für das gesamte Jahr. Man hat gespürt, dass sich viele Menschen mit einem freuen und das ist etwas ganz Besonderes, was ich nicht missen möchte. Es gibt einem die Chance hinter die Kulissen zu schauen, da der König kraft Amtes ein Jahr Mitglied im Vorstand des Schützenvereins ist und hier mitgestalten kann. Dadurch wird der Kontakt zu allen Formationen gehalten wie Jungschützen, Ehrengarde, Formation der Damen, KeJC, Musikvereine, Korps der Könige… Ein bunter Strauß an Bekanntschaften und neuen Freunden.
Die Königswürde ist das Höchste, was man im Schützenverein erreichen kann. In vielen Gesprächen oder wenn man mit dem Rad in Freckenhorst unterwegs ist, wird das deutlich und wird auch so gelebt. In diesem Jahr werden wir das Schützenfest einmal aus ganz anderer Perspektive erleben – wir freuen uns darauf.“
Königin Sandra und König Richard: „Sei es bei einem Geburtstag oder morgens beim Bäcker wo man mit „Eure Majestät“ angesprochen wird und das nicht nur die zwei Wochen nach Schützenfest, sondern das ganze Jahr über. Das ist es schön! Über das Korps der Könige und die ehemaligen Königinnen ist dann auch nach dem Thronjahr nicht Schluss, sondern ein bleibendes Erlebnis.“
Was könnt ihr euren möglichen Nachfolgern für ihre Regentschaft mit auf den Weg geben?
König Richard: „Machen – einfach nur machen. Knallt ihm einen, haut den Vogel weg. Wenn möglichst viele an der Stange stehen, ist die Spannung für die Schützen und die Zuschauer am größten. Es gibt immer einen Grund es nicht zu tun. Bei uns waren im ersten Thronjahr auch Thronpaare schwanger, wir haben in dem Jahr geheiratet. Irgendwas ist immer. Das Jahr und das Leben läuft auch als König des Bürgerschützen-Verein Freckenhorst ganz normal weiter. Und das ist auch gut so. Man ist nicht 365 Tage im Jahr nur auf Schützenfest gepolt. Es gibt Veranstaltungen, auf die man sich freut, wobei auch da der Großteil optional ist. So kann jeder diese Termine ausfüllen, wie er es für richtig hält und wie es zu einem passt. Wir haben die Termine weniger als Last, sondern mehr als Chance wahrgenommen, Freundschaften zu knüpfen, Gemeinschaft zu leben und einfach zu feiern!“
„Euer“ Schützenfest ist zum Greifen nahe. Was überwiegt aktuell: Vorfreude aufs Fest, die Aufregung oder Wehmut, dass es bald vorbei ist?
Königin Sandra: „Wir, die gesamte Throngesellschaft, haben dieses Jahr in vollen Zügen genossen. Alles ist auf ein Jahr ausgerichtet, das wussten wir vorher und haben uns auch deshalb nicht geschont.“
König Richard: „Wir fiebern dem Schützenwochenende mit Freude entgegen – Wehmut haben wir nicht. Es wird einen neuen König oder erstmals eine Königin geben und für uns endet das Schützenfestfeiern nicht. Am Montag werden wir dann von unten den neuen Thron feiern und wünschen dem Königspaar schon jetzt ein großartiges Regentschaftsjahr!“