Nach einem unfassbar spannenden Vogelschießen regieren aktuell König Uwe und Königin Anika Rottenberg die Bürgerschützen. Im Interview mit dem stellvertretenden Geschäftsführer Ralf Böhmer geben sie einen Einblick in die Gefühlswelt eines Regentenpaares – und die Majestät erläutert, warum für den Vollblutschützen kein Weg an der Königswürde vorbeiführt.

Bei Veranstaltungen des Bürgerschützen-Vereins erklingt derzeit auffällig häufig „Die Vogelwiese“. Gibt es dafür einen Grund?

König Uwe Rottenberg: Sogar einen richtig guten! Denn so nennen wir unsere Thron-Clique. Der Name hat seinen Ursprung an einem Schützenfest vor vielen Jahren. Die Band hat damals „Die Vogelwiese“ immer als Pausenmelodie gespielt – und wir haben dazu eine Polonaise initiiert. Seitdem wurde das Lied oft gehört und nach dem Entschluss zum Königsschuss auch unserer Whatsapp-Gruppe diesen Namen gegeben. Sogar unser Nachwuchs hat das schon adaptiert und nennt sich selbst „Die Vogelwiesenkinder“.

Dann sollten sich die Freckenhorster Schützen wappnen und den Liedtext bis zum Schützenfest lernen, um textsicher zu sein?

Königin Anika Rottenberg: Ich glaube, das Lied wurde in den letzten Monaten so intensiv gesungen, dass die 8 Zeilen mittlerweile fast jedem fehlerfrei gelingen. (schmunzelt) Ansonsten bieten wir noch viele Begegnungen zum Üben an.

Abgesehen vom Schützenliedgut: Wie bereiten sich amtierende Majestäten auf die Schützenfesttage vor?

Uwe Rottenberg: Eigentlich wie in jedem Jahr. War es früher noch die gute als Cassette, die uns 6 Wochen vor dem Fest bei jeder Autofahrt mit Marschmusik versorgte, gibt es heute die entsprechende Playlist. Das geht so weit, dass selbst die Kinder auf den Weg zum Kindergarten nach „Bufftata“-Musik fragen. Vorbereitung und Vorfreude ziehen sich so quer durch die ganze Familie.

Anika Rottenberg: Wir tun natürlich auch etwas für unsere Kondition. Und mit Blick auf die abendlichen Festbälle gehört ein Vorbereitungsshopping mit den Throndamen natürlich ebenfalls zum Programm. Außerdem ist die Unterbringung der Kinder während der Festtage elementar – auch das müssen wir managen.

Droht da Terminstress?

Uwe Rottenberg (schmunzelnd): Was für’n Stress? Im Ernst: da wird mehr erzählt, als der Wahrheit entspricht. Darum antworte ich auf die Frage, wie viele Veranstaltungen wir besuchen müssen immer mit „zu wenige“. Wir haben uns ja bewusst entschieden – und darum ist alles, was dazugehört, auch kein Stress, sondern positiv gesehen ganz viel Spaß!

Als stellvertretender Bataillonskommandeur hast du etliche Aufgaben in der Vorbereitung und Durchführung des Schützenfestes. Sind diese Pflichten mit der Königswürde vereinbar?

Uwe Rottenberg: Auf jeden Fall. Wir sehen uns im Offizierscorps ohnehin als Team. Und als solches haben wir auch die Vertretungsregelung für dieses Jahr in wenigen Minuten geklärt.

Drehen wir die Uhr zurück: Schützenfestmontag 2018, 15.04 Uhr. Wie war da die Gefühlslage?

Anika Rottenberg: Ich habe gedacht: Der Tag, an dem es nicht sein darf, ist der Tag, an dem es doch sein soll. Mir ging es an dem Vormittag gar nicht gut, so dass ich erst zur heißen Phase des Vogelschießens überhaupt zum Festplatz gekommen bin. Meine letzten Worte in Uwes Richtung waren „Uwe, auf gar keinen Fall“ – auch wenn das nicht so ganz ernst gemeint war. Als der Vogel dann fiel, hatte ich dann doch ein flaues Gefühl im Magen.

Uwe Rottenberg: Nach Anikas Zuruf waren ja beinahe noch 2 Stunden, in denen wir im engen Kreis der 12 Aspiranten miteinander gerungen haben. Das fühlt sich an, als wenn Fußballer zwei Stunden Elfmeter schießen – und keine Entscheidung fällt. Dabei hatten wir einen ähnlichen Tunnelblick wie ihn Fußballer beschreiben und zumindest ich habe von außen kaum etwas mitbekommen. Angesicht der großen Mitbewerberzahl hatte ich den Königsschuss für mich persönlich aber schon fast abgehakt.

… etwas voreilig, wie sich dann herausstellte!

Uwe Rottenberg: In der Tat. Bei meinem letzten Schuss ist der Rest vom Adler in mehrere Teile zerbrochen. Und die fielen aus meiner Perspektive wie in Zeitlupe herunter. Ich hatte das Gefühl, die Einzelteile aus dem Himmel pflücken zu können. Dann kam unbeschreibliche Freude auf – und mir wurden die Knie weich. In dem Moment war ich dankbar, dass mich meine Thronherren aufgefangen haben.

Anika Rottenberg: Auf mich sind dann natürlich auch unzählige Gratulanten zugestürmt. Ich hatte kaum Gelegenheit, für den Abend eine Kinderbetreuung zu organisieren, da stand ich auch schon auf der Theke. Von da an konnte ich mich dann auch richtig freuen – dem Adrenalin sei Dank.

Was bleibt an Erinnerungen an dieses Königsschießen?

Uwe Rottenberg: Diese zwei Stunden Wettringen haben uns Aspiranten schon zusammengeschweißt. Am Ende hätte es jeder Jedem gegönnt. Und es ist Wahnsinn, dass wir es mit der Vogelwiese direkt beim ersten Anlauf geschafft haben. Aber schade zugleich, denn das Schießen war so genial, das hätten wir alle gerne nochmal miterlebt.

Und dann: Hunderte haben euch im Festzelt auf der Theke zugejubelt und gratuliert. Wie war das für König und Königin?

Uwe Rottenberg: Zu kurz, zu warm und einfach unbeschreiblich. Es ist imposant zu sehen und zu erleben, wie viele Menschen sich mit einem freuen. Das war ja eine Monsterschlange an Gratulanten. Und diese Zeit haben wir voll ausgekostet – auch wenn es gefühlt nur 10 Minuten waren.

Anika Rottenberg: Ich habe ja wie gesagt erst auf der Theke richtig realisiert, was da passiert. Und dann diese unbändige Freude, die einem entgegen gebracht wird – das ist schon toll. Das schönste Gefühl war aber zu wissen, dass unsere Kinder sich riesig gefreut haben und wahnsinnig stolz auf den Papa waren – und immer noch sind.

War dieses Königsjahr auch ein Traum der Königin?

Anika Rottenberg: Definitiv nicht. Ich habe immer gerne Schützenfest gefeiert, aber nie in der ersten Reihe. Deshalb wollte ich schon gerne auf den Thron und eben nicht unbedingt Königin werden. Jetzt, wo ich die Krone trage, gebe ich sie aber gar nicht so gerne wieder her.

Uwe Rottenberg (schmunzelt): Das kann der König gut verstehen!

Zurück zur Vogelwiese: Was bedeutet diese Truppe für euch?

Uwe Rottenberg: Eine Menge. Wir kennen uns alle seit einer gefühlten Ewigkeit, sind eine gewachsene Gemeinschaft, ergänzen uns perfekt und am wichtigsten: Wir haben alle Bock auf Schützenfest. Darum ist unser Motto ja auch „Gemeinsam auf die Vogelwiese“.

Anika Rottenberg: Ein Königsjahr mit so einem Freundeskreis zu erleben, ist schon etwas Besonderes. Wir organisieren alles im Team und wissen eine tolle Throntruppe hinter uns. Darum haben wir nach dem Hoetmarer Schützenfest, das wir wegen unsers Familienurlaubs nicht besuchen konnten, auch gesagt: Thron geht ohne König – König aber nicht ohne Thron.

Seit wann gab es den „Thron-Plan“ der Vogelwiese?

Uwe Rottenberg: Den Traum gibt es bei jedem der Thronherren schon sehr lange. Den Plan ganz konkret erst seit dem 1. Mai 2017. Da haben unsere Frauen uns gedrängt, wir sollten doch jetzt Nägel mit Köppen machen. Sie wollten Klarheit – und nicht mehr Jahr für Jahr mit Ungewissheit zum Schützenfest gehen. Und es war ein tolles Gefühl, diesen gemeinsamen Plan zu schmieden.

Was waren eure schönsten Momente im Regentschaftsjahr?

Uwe Rottenberg: Das kann man nicht an einem einzelnen Moment festmachen. Auch, wenn der emotionalste Moment natürlich der Königsschuss war, gibt es unzählige schöne Begegnungen und Erlebnisse, die eben nur ein Königsjahr mit sich bringt. Nehmen wir als Beispiel die Königsbank, die vor unserem Haus steht. Die ist Ausgangspunkt für alle Veranstaltungen, die wir als Thron besuchen – und nicht selten auch der Endpunkt. Auf dieser Bank hatten wir viele Besucher und tolle Begegnungen, die wir in einem eigenen Königsbank-Fotoalbum zusammengestellt haben, das jeder Besucher dort auch durchblättern kann. So steht diese Königsbank sinnbildlich für das ganze Königsjahr. Und ich kann jeden Schützenbruder und jede Schützenschwester nur ermutigen, sich für ein Jahr diese Bank zu sichern.

Auf was freut ihr euch mit Blick auf das Regentschaftsfinale am meisten?

Anika Rottenberg: Nachdem der Schützenfestmontag im letzten Jahr quasi an uns vorbeigeflogen ist, wollen wir das diesjährige Schützenfest noch mehr genießen und jeden Augenblick aufsaugen. Insofern gilt: Sonntag ist Haupttag. Da fiebern wir drauf hin.

Uwe Rottenberg: Für mich ist Vorfreude die schönste Freude. Insofern freue ich mich auch auf alles, was im Vorfeld passiert. Die ganze Vorbereitung, das Fahnenaufstellen. Dann natürlich die Kutschfahrten bei den Festumzügen, aber auch die Empfänge am Schloss Freckenhorst.

Was überwiegt aktuell: Vorfreude aufs Fest, die Aufregung oder Wehmut, dass es bald vorbei ist?

Anika Rottenberg: Da ist ganz viel Vorfreude, ein bisschen Aufregung – und es wird ganz bestimmt ein komisches Gefühl für uns sein, am Montag Krone und Königskette wieder abgeben zu müssen.

Gibt es einen entscheidenden Tipp für Aspiranten 2019?Uwe Rottenberg: Wer wie wir davon träumt, der muss das machen und nicht verschieben. Schließlich soll man die Traube vernaschen, bevor sie zur Rosine wird. Ohne diesen Vorsatz – und den Rückenwind unserer Frauen – wären wir jetzt nicht „Gemeinsam auf der Vogelwiese“.