Interview mit den amtierenden Majestäten Bernd und Veronika Sendker
21 Königskugeln waren am 1. August 2016 nötig, ehe der Vogel fiel und Bernd Sendker umjubelter König der Bürgerschützen war. Ralf Böhmer hat die amtierende Majestät und seine Königin und Ehefrau Veronika getroffen, blickt mit ihnen auf die Erlebnisse seit dem Königsschuss zurück und gibt einen Einblick in das Gefühlsleben einer Schützenmajestät.

Was ist deine aktuelle Lieblingsfarbe: feuerwehr-rot oder schützen-grün?
Bernd Sendker: Mein Herz schlägt eindeutig grün-weiß. Sicher bin ich mit Leidenschaft Feuerwehrmann, leiste gern Hilfe, begeistere mich für Technik und Gerätschaften und schätze die Kameradschaft. Aber im Schützenverein spürt man noch viel mehr die Begeisterung, die Lebensfreude, da ist viel mehr Emotion im Spiel.

Wir drehen die Uhr zurück: Es ist Montag, der 1. August 2016, 14.15 Uhr. Der Vogel fällt. Wie war eure Gefühlslage? Woran erinnert ihr euch?
Bernd Sendker: Der Vogel hing schon nur noch am seidenen Faden, als mein Freund und Thronherr Daniel Hunkemöller an der Reihe war, dem ich die Königswürde als schönstes Geburtstagsgeschenk gewünscht hätte. Aber der Vogel fiel nicht. Nach ihm waren mit Jürgen Schütter und Johannes Scheimann zwei Mitstreiter dran, die ebenfalls verschossen haben. Dann war ich an der Reihe, hab einfach mitten drauf gehalten. Der Vogel zeigte erst keine Reaktion und ich dachte: „Das hast du versemmelt“. Und dann fiel er doch irgendwie wie in Zeitlupe. Da war die Freude natürlich riesengroß.
Veronika Sendker: Ich hab mich auch riesig mit und für Bernd gefreut. Denn wir wollten das ja gemeinsam. Und so ist es auch gut!

Viele erinnern sich an die Bilder danach: eine mit dir jubelnde Traube an Mitaspiranten. Wie hast du den Wettstreit um die Königswürde empfunden?
Bernd Sendker: Das war ein fairer Wettstreit von acht Aspiranten. Wir haben zusammen gesungen, gemeinsam 21 Schüsse mit der Flinte durchlitten und uns am Ende zusammen gefreut. Und das wäre bei jedem anderen König aus dem Kreis genauso gekommen.

Warum träumt man davon, König der Bürgerschützen zu werden?
Bernd Sendker: Ich habe schon lange davon gesprochen. Spätestens das Königsjahr von unserem verstorbenen Nachbarn und früheren Präsidenten Josef Haarmann 1993 hat den Wunsch in mir ausgelöst. Dass 18 Jahre später mein erster Nachbar Norbert Dühlmann Majestät war und ich die Huldigungsrede halten durfte, hat den Wunsch nochmal verstärkt. Dieses intensive Miterleben hat mich geprägt und bestärkt.

War das ein gemeinsamer Wunsch von König und Königin?
Veronika Sendker: Für mich war immer klar, da mache ich mit. Insofern: Ja, das war unser gemeinsamer Wunsch und dessen Erfüllung genießen wir jetzt auch gemeinsam.

Wann habt ihr mit euren Thronpaaren beschlossen, „ernst“ zu machen?
Bernd Sendker: Wir sind seit Jugendzeiten miteinander befreundet, waren zunächst im Kegelclub, heute im Stammtisch. Gesprochen wurde darüber immer mal wieder. Erstmalig richtig konkret 2015 – und 1 Jahr später wurde es dann schon ernst.

Throngesellschaft 2016/2017

Throngesellschaft 2016/2017

Was wäre ein Königspaar ohne Throngesellschaft?
Veronika Sendker: Nicht die Hälfte wert. Wir feiern kräftig zusammen – und das gerne. Und unser Thron nimmt uns unglaublich viel Organisatorisches ab, die denken wirklich an alles. Das macht es uns leicht, das Königsjahr richtig zu genießen.

Zurück zum Vorgelschießen: Wie war die Stimmung rund um die Vogelstange? Wie habt ihr die Moderation empfunden?
Bernd Sendker: Wir waren alle total fokussiert auf das Vogelschießen und auf unsere Mitbewerber. Das nennt man wohl Tunnelblick. Aber für die Zuschauer war die Moderation schon was Tolles. Dadurch sind einfach alle informiert und näher dran. So wird das Vogelschießen noch mehr zur Hauptattraktion auf dem Platz.

Dem Vogelschuss folgt das Feiern auf der Theke, Krönung, Parade, Festball. Was bleibt davon hängen?
Veronika Sendker: Ganz viele tolle Bilder von unzähligen schönen Momenten, von Gratulanten und glücklichen Menschen.
Bernd Sendker: Ich fand es toll, dass selbst meine 81-jährige Mutter Maria mit uns gefeiert hat. Zusammen mit unseren Kindern standen damit 3 Generationen Sendkers auf der Theke. Das war schon sehr bewegend. Ansonsten war der Rest des Tages ein Traum – und ist viel zu schnell vergangen.

Was waren die schönsten und prägendsten Momente eurer Regentschaft?
Bernd Sendker: Für mich als König war das natürlich die Krönung, denn die Übergabe der Königskette ist schon ein bewegender und sehr feierlicher Moment. Aber seitdem haben wir als Thron unglaublich viele stimmungsvolle und mitreißende Erlebnisse gehabt. Die Parade mit vielen persönlichen Gesten und spontaner Vorbereitung – vor allem von unseren Nachbarn, der Ausflug mit dem Kinderthron, bei dem wir die Begeisterung des Schützennachwuchses spüren konnten, auch das Zusammensein mit dem Hoetmarer Thron, unser Königsball und noch viele Begegnungen darüber hinaus.
Veronika Sendker: Diese Lebensfreude und Lust auf Gemeinschaft, die wir überall erfahren, zeigt doch, wie Schützenwesen hier funktioniert. Und jetzt schon freuen wir uns auf die Ereignisse die wir in den nächsten Tagen und Wochen noch erleben dürfen.

Du hast beruflich oft mit traurigen Menschen zu tun, als König eher mit positiven Emotionen. Wie gehst du mit dem Spannungsfeld um?
Bernd Sendker: Als Friedhofsgärtner werde ich täglich mit der Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert. Wenn man etwas Positives daraus zieht, dann die Erkenntnis, das Leben zu genießen – und zwar hier und jetzt, nichts aufzuschieben oder auf morgen zu warten. Im Übrigen mache ich oft die Erfahrung, wie dankbar die Menschen sind, dass der Bürgerschützen-Verein jedes verstorbene Mitglied auf seinem letzten Weg mit einer Fahnenabordnung begleitet. Das ist eine echte Anerkennung und ein tolles Signal, dass hier nicht nur gefeiert, sondern Gemeinschaft gelebt wird.

Ist es das, was Schützenwesen in Freckenhorst ausmacht?
Veronika Sendker: Ja genau. Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Verein ist enorm. Und dieses positive Miteinander über alle Generationen und Grenzen hinweg an die nächsten Generationen weiterzugeben: das ist Brauchtumspflege im besten Sinne.

Warum lohnt es sich, König der Bürgerschützen zu werden?
Bernd Sendker: Weil es unglaublich schön ist zu sehen, wie sich so viele Menschen miteinander freuen. Weil man viele Menschen kennenlernt. Weil man auch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Anerkennung erfährt. Und weil Königsein Balsam für die Seele ist.

Was überwiegt angesichts des nahendes Schützenfestes: Vorfreude oder Aufregung?
Bernd Sendker: Beides. Verbunden mit ein wenig Wehmut, weil „unser Jahr“ sich dem Ende neigt. Aber wir werden uns auf jeden Fall mit und für den neuen König freuen.